Montag, 24. Oktober 2011

Merkels Hutanprobe als EURO-QUEEN: EFSF, ESFS, ESA, ESM, ESRB, EBA, EIOPA, ESMA ... diffus wie die Hypo-Real-Estate!


ESFS, ESA, EFSF, ESM, ESRB etc. sind sehr, sehr kostspielige europäische Gewalt-Anstrengungen in Form neuer Kontroll-Behörden, erweiterbarer "Rettungs-Schirme" und Anti-Spekulations-Projekten. Sie dienen praktisch dem alleinigen Zweck, den Mitglieds-Ländern mehr Schulden zu erleichtern, sich dem vermeintlich gefährlichen Markt zu entziehen, (ergänzt:) angeglichene Verwaltungen von Brüssel aus zu implementieren, Zuschüsse für Infra-Struktur zu beschließen und die Verwendung oder Voraussetzungen von riesigen Rettungs-Paketen zu beaufsichtigen und zu kontrollieren (Ende ergänzt). Sie verhindern Schulden-Abbau und füttern Banken zusätzlich durch Neuverschuldungen, bewirken eine immer tiefere Abhängigkeit vom Finanz-Markt, obwohl die ganzen Anstrengungen gegen diese Abhängigkeit gerichtet sind. Ergänzung am 25/Oktober/2011: Das Zuckerbrot bewilligter Tranchen wechselt mit der arroganten Peitsche zentraler Kontroll- und Aufsichts-Funktionen, die nationale Souveränität weitgehend außer Kraft setzen. Aufsichts-Systeme beinhalten oder erzeugen sogar immer auch unterschiedliche Spitzel-Systeme und Verdächtigungen. Arroganz kann niemals eine Roadmap des Erfolges erzeugen. Sämtliches pädagogisches Wissen wird angesichts des Gezerres ums Geld über Bord geworfen. 

Eine europäische Akademie für Staatsführung fehlt. Ansätze von Computer-Simulationen bester Lösungen fehlen ebenfalls. Zentral-Arroganz dominiert, angebotene Schulung bleibt auf der Strecke. Schulden-Länder, die selbst tief im Schulden-Dreck stecken, wollen anderen Schulden-Ländern Vorschriften machen, nur weil die verdeckte Masse der volkswirtschaftlichen Verfehlungen vielleicht etwas geringer bewertet wird. Die dominanten "Dreck-Staaten" wehren sich mit allen verfügbaren Mitteln gegen ein vorausgehendes Kehren vor der eigenen Haustür, um Vorbild sein zu können. Auch sie bedürfen der Schulung. Jede Akademie in dieser Richtung muss gegen den Morast der Korruption gerichtet sein, der Europa untergründig kennzeichnet. Zur Null-Balance einer Volkswirtschaft, die eine Simulation einer Abwertung ermöglicht, hatte ich mich letzten Donnerstag geäußert. Die Simulation ist notwendig, um die Nachteile eines starren Euro in den Griff zu bekommen und um die Vorteile, die eigene nationale Währungen besaßen, zu nutzen. Auch dieser Ansatz fehlt im genannten Ensemble, das Europa angeblich retten soll, siehe auch die folgende Begriffs-Klärung  Ende der Ergänzung.

Zur Begriffs-Klärung:

ESFS, European System of Financial Supervision, ist seit Angang 2011 eine europäische Finanzmarkt-Aufsichts-Behörde mit integrierten nationalen Finanzaufsichts-Behörden, European Supervisory Authorities = ESA, integrierter Aufsicht für Versicherungen und Altersversorgung, European Supervisory Authority for Insurance and Occupational Pensions = EIOPA in Frankfurt am Main, integrierter Europäischen Bankaufsichts-Behörde, European Banking Authority = EBA in London, integrierter Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichts-Behörde, European Securities and Markets Authority = ESMA in Paris, einem integrierten Komitee schon existierender europäischer Aufsichts-Behörden und integrierten nationalen Aufsichtsbehörden der EU-Mitgliedstaaten, schließlich einem locker angeschlossenen Europäischen Ausschuss für System-Risiken, European Systemic Risk Board = ESRB in der Europäischen Zentralbank EZB in Frankfurt am Main.

Der Europäische Stabilitäts-Mechanismus (ESM), umgangssprachlich Euro-Rettungsschirm genannt, wurde am 21. Juli 2011 auf einem Gipfeltreffen von den 17 Mitgliedstaaten der Eurozone unterzeichnet und soll bis Ende 2012 von den Parlamenten der einzelnen Staaten ratifiziert werden. Er soll dann als offizielles Instrument den im Mai 2010 als Provisorium gegründeten Europäischen Stabilisierungsmechanismus ersetzen, der im Juni 2013 dann ausläuft. Er trägt bereits den Namen ESM, weil "Stabilitäts-Mechanismus" und Stabilisierungs-Mechanismus mit dem gleichen Buchstaben beginnen.

Zweiter Nachtrag am 25/Oktober/2011: Die Leitung der EZB und der Europäische Ausschuss für System-Risiken ESRB fanden keinen anderen Ausweg, als zu klotzen und Geld zu drucken. Eine leichte Inflation in allen Euro-Ländern würde diesen helfen. Die FED der USA wird nachgemacht. Inzwischen ist der Euro eine "kleine" Weltwährung geworden. Warum also nicht alle diejenigen rund um den Globus anzapfen, die Euros in der Tasche haben? Trotz der Euro-Schwemme der EZB lässt aber die Inflation noch auf sich warten. Warum? Die Ausbreitung des Euro benötigt einfach eine größere Geldmenge. Das Not-Drucken als Gegengewicht zu aufgekauften Ramsch-Staatspapieren, allen voran derjenigen der Griechen, erweist sich als Markt-Bedarf, angeglichen an eine immer größere Welt-Bevölkerung und die wirtschaftliche Verflechtung von immer entfernteren Winkeln der Erde. Die weltweite Masse an Euros wird genutzt, akzeptiert, hat im einzelnen ihren genauen Markt-Wert gemessen an der Qualität von Gütern, die verkauft/gekauft werden. Darum halten sich die Kurs-Schwankungen des Euro in Grenzen. Die hektischen Aktivitäten der "Retter" Europas und angeblich des Euro haben nur einen begrenzten Einfluss. Die Geld-Menge insgesamt ist träge wie ein Öl-Teppich.

Die Schlussfolgerung daraus wäre: keine Angst vor der richtigen Behandlung von Schulden-Ländern wie Griechenland. Selbst eine Schock-Therapie kann den "trägen" Euro nicht woanders hinkippen. Er bleibt den Menschen und Firmen, die ihn nutzen, erhalten. Ebenso träge und unveränderbar wie die weltweite Übereinkunft des Euro als Zahlungs-Mittel, oder die Menge als Wert, ist die Verschuldungs-Menge. Außerordentlich streng wacht die Allgemeinheit darüber, dass Euro-Schulden beglichen werden müssen. Der Kaufkraft stehen Tilgungs-Verpflichtungen gegenüber. Niemand kann sich entziehen. Beispiel: Orvieto in Italien (DW-Dokumentation heute). Die Stadtväter wollten die Kassen mit dem Ankauf von Derivaten aufbessern. Sie rissen noch größere Schulden-Löcher in die Kassen. Die Schulden müssen abgetragen werden, wie in unzähligen anderen Gemeinden und Städten in Europa, die ebenso hereingefallen sind. Kein Euro wird erlassen. Darum ist es ein Unding, Griechenland Schulden zu erlassen. Sie müssen bezahlt werden. Sie sollen durch Hilfs-Pakete bezahlt, aber sie können eigentlich nicht "erlassen" werden. Der Schulden-Schnitt ist in Wirklichkeit ein Übertrag von Schulden eines Landes auf seine Gläubiger, Privat-Banken wie, Private und wie andere Euro-Länder und deren verstaatlichte Landes- und System-Banken. Leider sind die Länder ebenfalls überschuldet und müssen sich deswegen letztlich zulasten seiner Bürger zusätzlich verschulden. Der europäische Finanz-Ausgleich findet im roten Bereich statt, innerhalb von roten Zahlen auch bei den Geber-Ländern, was das Abtragen von Staats-Schulden fast unmöglich macht. Zum großen Teil handelt es sich aber auch um "Angst-Schulden", weil Politiker keine unbeirrte starke Linie verfolgen und sich vor den Banken hertreiben lassen. Selbst die besser gestellten Länder wie Deutschland können mit dem Schulden-Abbau nicht beginnen. Regierung und Parlament akzeptieren bereits stillschweigend, dass der laufende Schulden-Dienst immer so weiter gehen muss und niemals endet, wie ein riesiger Berg, der nicht versetzt werden kann.

Die gestressten Retter benötigen irgend einen Erfolg nach den ganzen Sitzungen. Sie wollen nun einen "radikalen Schulden-Schnitt" Griechenlands. Warum die Eile? Ist es Trotz? Fehlt selbst der kleinste wirkliche Erfolg? Beugt man sich einem Druck von allen Seiten und insbesondere den Griechen, die ins Gespräch gebracht haben, nur höchstens die Hälfte überhaupt zahlen zu können? Nun soll der "radikale Schulden-Schnitt" von 60 (oder 50) Prozent die Lösung sein. In Wirklichkeit sollen die ungeliebten Banken geprüft werden. Die Retter schneiden sich aber ins eigene Fleisch. Deswegen nochmal die Frage: warum eigentlich die Eile? Zweiter Nachtrag

Mitten in die hektischen, betriebsamen, ziellosen und chaotischen Verhandlungen der Euro-Retter, ich sehe maus-grün, platzte die Nachricht, die Griechen kommen mit den Rettungs-Milliarden nicht aus. Ihnen war soeben die nächste Tranche bewilligt worden. Nun schon gleich das Begehren nach mehr, doppelt soviel. Sie haben noch nicht einmal ansatzweise ausprobieren können, ob sie mit den Hilfen auskommen. Schon heißt es: MEHR HER!


Allein können die Griechen sowas nicht. So unverschämt können auch diejenigen nicht sein, die am laufenden Band betrogen und gelogen haben, um an Euros zu kommen. So viel Power für nächste Forderungen kann eigentlich nicht aus griechischen Hirnen stammen, obwohl die Griechen listig sind, wenn es um ihre Vorteile geht. Dieser Hammer kam aus einer ganz anderen Ecke. Ich denke, von Ackermann von der Deutschen Bank. Seine Leute beschwerten sich schon, dass er sich nur um Griechenland kümmere. Nun denn, das Ergebnis spricht für ihn. Er plant nämlich, deshalb mehr aus den angegrünten, Maus-grünen Rettern herauszuholen, um die gegen ihn geplanten Abschreibungs-Verluste für griechische Anleihen auszugleichen.

Nachtrag 27/Okt/2011

Deutschland steht für 379 Mrd. Euro gerade. So hoch sind inzwischen die Bürgschafts-Verpflichtungen im Rahmen der sogenannten Euro-Rettung, die sich auf Länder, Banken, Versicherungen und minderwertige Staatsanleihen bezieht. Werden Teile davon fällig, muss die Kredit-Würdigkeit Deutschlands von Rating-Agenturen herabgestuft werden.

Im Fall eines Schulden-Schnitts für Griechenland von 50 Prozent, müssten deutsche Banken zusätzlich 9, Französische Banken 16 und die EZB 22,5 Mrd. € in den Schornstein, auf ihre Verlustliste schreiben. Die meisten Staatsanleihen in Deutschland sind im Besitz verstaatlichter Geldhäuser, Landesbanken, HRE etc., die die faulen Papiere in die so genannten "Bad Banks" ausgelagert haben, die 8,5 Mrd. € umfassen. In der Commerzbank lauern noch 2,2 Mrd. € auf den Steuerzahler.

Der Schulden-Schnitt für Griechenland wird als Neuanfang gewertet. Diese Auffassung ist falsch. Mit schlichter Logik stellte ein Teilnehmer der Spiegel-Online Foren folgende Rechnung auf:

Griechenland hat Schulden in Höhe von 360 Milliarden. Davon sollen 60% per Haircut gelöscht werden... macht 144 Milliarden! Nun bekommt Griechenland bis 2020 min. 250 Milliarden Stütze seitens der EU/IWF. Das Resultat 2020: Die Schulden Griechenland sind höher als heute; ( nämlich 399 Milliarden!!!) was zur Hölle ist das für ein Konzept?

Das "Konzept" kann ihm erläutert werden. Es gibt ein Konzept der EU-Geber-Garanten und ein Konzept Griechenlands. Das EU-Konzept will diejenigen Länder, die zahlen, decken und von deren schuldhaft maroden Staats-Finanzen ablenken. Außerdem soll auf "freiwilliger Basis" versucht werden, die Privatbanken angemessen mithaften zu lassen. Das Griechen-Konzept des dortigen Staats-Apparates ist: Weiter prassen wie bisher und als Schein-Angebot die armen Leute zur Kasse zu bitten, die an der Misere am wenigsten beteiligt sind. Eine solche Günstlings-Wirtschaft mit Steuerhinterziehung, Verschwendung und Privilegien kann stellvertretend auch in Italien studiert werden. Spiegel-Online schreibt 27/Okt/2011, ich zitiere ausführlich, weil man sich die "Licht-Wirtschaft" gegenüber der "Schatten-Wirtschaft" (vR), das ist die Mafia, durch die Schilderung plastisch vorstellen kann:

Italien krankt nicht an "denen da unten". Die Arbeitnehmer sind tüchtig, die kleinen und mittelständischen Unternehmer oft sehr kreativ. Die Bürger zahlen - trotz aller Versuche, dem Fiskus zu entkommen - mehr in die Steuerkassen denn je. Italien krankt, wie schon immer, an der Oberklasse. Früher saugte eine Kaste von Grundbesitzern das Land aus, heute liegt eine politische Führungsschicht wie Mehltau über Bella Italia. Die bedient sich vor allem selbst, verteilt auch gern Jobs bei Staatsbetrieben an die Gefolgsleute und kümmert sich herzlich wenig um die Folgen. Er habe die gigantische Staatsverschuldung geerbt, behauptet Regierungschef Berlusconi immer. Das Gegenteil ist der Fall: In seiner Amtszeit ist der Schuldenberg gewachsen wie nie zuvor. Die Folgen spürt das Land, nicht aber die politische Kaste.
Die Polizei hat kein Benzin - aber Politiker bekommen Luxusversorgung
Durch das Sparprogramm der Regierung werden etwa bei Schulen, Theatern und bei der Polizei die Etats kräftig beschnitten. In Modena zum Beispiel steht in zwei Wochen der letzte Polizeiwagen still - es gibt kein Geld mehr fürs Benzin. Die Beamten hoffen nun, dass ihnen die Bürger etwas spenden. Die Leitung des Gefängnisse von Ferrara kann kein Fax mehr empfangen, keinen Brief mehr verschicken, ja nicht einmal ein Entlassungsdokument für bisherige Insassen ausstellen: Es gibt kein Papier mehr und es ist kein Geld da, um neues zu kaufen.
Dafür gibt es im vornehmen Restaurant des italienischen Senats, des Oberhauses des Parlaments, nach wie vor alles - luxuriös und billig. Was immer die livrierten Kellner servieren, Italiens Steuerzahler trägt dabei die Hauptlast. Die speisenden Senatoren zahlen kaum mehr als ein Trinkgeld. Ein Carpaccio vom Rinderfilet etwa kostet 2,76 Euro, Spaghetti mit Baby-Sardinen 1,60 Euro. Die noblen Herren gehen innerhäusig kostenlos zum Barbier, zur Massage, zur Psychotherapie, und auch die Brille zahlt der Staat. Für die Familienangehörigen natürlich auch.
Und was für die Senatoren gilt, ist ganz ähnlich bei den Abgeordneten im Unterhaus zu finden. Sogar die Politiker in den Provinzräten werden kräftig alimentiert. Bis ins hohe Alter. Für einen Pensionsanspruch reichen Abgeordneten im römischen Parlament schon fünf Mandatsjahre. Im Durchschnitt gibt es im politischen Ruhestand dann etwa 6000 Euro im Monat. Klar, dass da nichts zu kürzen ist.
Ähnlich oder noch schlimmer ist es in Griechenland gelaufen und läuft dort auch so weiter, nur noch geschickter und heimlich, mit So-als-ob-Lügen gewürzt.

Ich verweise nochmal auf mein  Konzept der simulierten nationalen Abwertung der ärgsten Pleite-Kandidaten und wiederhole das Ergebnis: das Stütze-bedürftige Land erhält danach beispielsweise nur die Hälfte der Hilfs-Milliarden. Die Folge ist mehr Druck von der Strasse, mehr Druck von Banken. Die Führungs-Schicht des Landes wird in die Zange genommen. Nur die Hälfte bedeutet, dass fällige Staatspapiere nicht mehr eingelöst werden, jedenfalls vielleicht nur zum Teil. Das wollen die Banken nicht. Sie wären die Leidtragenden auf der Finanzmarkt-Seite. Darum ist der Hilfs-Cut auf beispielsweise die Hälfte nicht im Gespräch. Aber allein ein solcher 50%-Cut der Hilfs-Milliarden würde die betreffende Regierung, die nun in der Zange zwischen Straße und Banken zappelt, zu effizienten Einsparungen im Korruptions-Apparat zwingen. Sie nehmen auch die Hälfte mit Kuss-Hand, sei einmal die Losung. Das Risiko für die Geber-Länder wäre halbiert. Es käme zu einem wirklichen Schulden-Abbau des betreffenden Landes. Griechenland hätte 2020 nur noch etwa 200 Milliarden Schulden, ein Fortschritt. Die EU dagegen betreibt keinen Fortschritt, sondern eine Fortschreibung der schlampigen Wirtschaft der Problemländer.

Den EU-Mitgliedsländern wird Schulden-Machen erleichtert, die Haftung wird verdrängt. Ein Abbau von Staats-Ausgaben fehlt. Dies wird auch global so gesehen. Der Finanz-Minister Brasiliens lehnt den Ankauf von Anleihen aus den europäischen "Rettungs-Institutionen" (die den Euro-Bonds ähneln, wenn dort halb entwertete Staats-Papiere zu billigeren Neuauflagen führen) kategorisch ab. Sie seien nicht vertrauenswürdig. Europa müsse seine Probleme selbst lösen.

Europa versucht, seine Probleme zu lösen, indem es veränderte europäische Anleihen anstatt Euro-Bonds anpreisen will, um Geldgeber aus dem Ausland anzulocken, China zum Beispiel. Alle Initiativen sind darauf gerichtet, den globalen Markt mit noch mehr Ramsch zu belasten, der als sichere Anlage hochgelobt wird. Europa braucht dringend Geld und macht es jetzt wie Griechenland, es bietet schlechte Papiere an. Europa wird Griechenland (Anmerkung1).

Nachtrag 28/Okt/2011

Der letzte Teil des Finanz-Gipfels mit langer nächtlicher Sitzung und Beschlüssen gegen Morgen-Dämmerung wird weltweit als großer Erfolg gewertet, auch als persönlicher Erfolg von Kanzlerin Merkel, obwohl die eigentlichen Hausaufgaben der klammen Länder Europas, Wirtschafts-Wachstum und Schulden-Abbau, noch nicht einmal ansatzweise thematisiert wurden. Die eigentlichen Aufgaben liegen da wie schlafende Bull-Terrier, weit gefährlicher und aggressiver als die Rating-Agenturen aus den USA. Ihnen wurde nun ausgewichen, indem Europa eine Parallel-Finanzierung für Schulden-Staaten aufbaute, die Europa wie ein Wall vor Spekulationen schützen soll. Das Ganze hat etwas Nazistisches. Der letzte, der einen Wall um ein Land zog, war Hitler.

"Griechenland werde sich soweit erholen, dass es sich Mittel auf dem freien Markt wieder selbst besorgen kann", meinte die Kanzlerin. Dieses unrealistische Wunsch-Denken kennzeichnet den ganzen Gipfel. Man schottet sich ab und will dann doch auf dem Welt-Markt bestehen. Leider wird das nicht klappen, solange die Schulden und Staats-Ausgaben nicht abgebaut werden. Warum wird es nicht?

Wenn nämlich die Alarm-Zeichen des Weltmarktes, und dazu zählen die Rating-Agenturen ebenso wie die Prüfung von frei gehandelten Staats-Papieren, nichts genützt haben und Günstlings-Wirtschaften auf Schulden-Geld munter jahrelang so weiter gingen, die Europäischen Kontroll-Mechanismen kläglich versagten, wieso soll es jetzt nach diesem Gipfel klappen? Wieso, wenn doch das Schulden-Machen über Europa-interne Institutionen erleichtert wird? Wieso, wenn die Disziplinierungs-Mechanismen des freien Marktes ausgeschaltet werden? Wieso, wenn Politiker nun überall reinreden können, die selbst die Schulden-Miseren in den verstaatlichten Landes- und System-Banken bis ins Uferlose angerichtet haben und als Kaste insgesamt für die oben beschriebene Günstlings-Wirtschaft stehen, für Lobbyismus, Korruption und all diese Dinge? Und wenn den unverschämten Wünschen der griechischen Ober-Kaste so schnell, fast devot, nachgegeben wird? Italien wird sich eventuell ein Beispiel daran nehmen, da es sieht, dass es sich lohnt. Andere Länder werden folgen. Das Schreck-Gespenst vom Übergreifen von Griechenland auf andere Schulden-Länder wurde so oft an die Wand gemalt, dass es nun seine zersetzende Kraft erst richtig entfalten kann. Die "Euro-Retter" haben die Voraussetzungen dafür geschaffen.

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Anmerkung1

Die Tinte auf meinem Internet-Schreibtisch vRhein ist noch ganz frisch - und schon werden Aussagen von mir in der Realität bestätigt. Schon einen Tag nach dem bejubelten Euro-Gipfel machte sich der EFSF-Chef Regling nach China auf den Weg, um für EFSF-Bonds zu werben, die aus maroden EU-Staaten stammen und denen ein werbewirksames neues Papier-Gesicht aufgesetzt wurde. Die Chinesen sind skeptisch. Sie wollen ihre Dollar-Gutgläubigkeit auf gar keinen Fall im Euro wiederholen.

Zu schnell kommt da jemand. Zu offenkundig ist das europäische Fieber nach Geld. Und welche Antwort hatten die Chinesen aus ihrer Führungs-Riege parat? Sie mahnen noch einmal das Fundamental-Problem und seine Lösung an, nämlich die Staats-Haushalte in Ordnung zu bringen. Aber nun kommt es: die Sozial-Systeme in Europa fördern Faulheit. Peng! Das sitzt. Hatten die Deutschen nicht behauptet, die Griechen seien faul? Musste nicht festgestellt werden, dass die Griechen eventuell sogar noch fleißiger sein können und weniger Urlaub haben? Nun behaupten die Chinesen das gleiche von den Europäern, so als ob Deutsche Griechen maßregeln würden, sie seien zu faul. Aus der Sicht der Chinesen erscheinen die Europäer also wie Griechenland für die Deutschen. Und was hatte ich gesagt? "Europa wird Griechenland".

Nachtrag 29/Okt/2011

Begriffs-Verwirrung: Das Angebot der EFSF habe einen vierfachen "Hebel". Der Begriff "Hebel" ist falsch. "Hebel" bedeutet beispielsweise vierfache Kraft. Aber es handelt sich um eine Verdünnung, also um weniger und nicht mehr Kraft. Investoren wird vierfach verdünnter Wein angeboten. Den wollen weder Norwegen noch Brasilien noch Russland, die schon so gut wie abgewunken haben. Man stelle sich vor: das Wodka-verwöhnte Russland soll Abwaschwasser-Wein trinken!

Der Begriffs-Verwirrung der "Euro-Retter" steht eine klare Sicht des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi gegenüber. Dieser sagte nämlich: "Das Problem (des Euro) liegt darin, dass es die einzige Währung auf der Welt ist, ohne eine gemeinsame Regierung, ohne einen Staat, ohne eine Bank der letzten Instanz".


Weiter 30/Okt/2011

Wenn es den Euro-Ländern gelingt, aus einer Schmarotzer-Gemeinschaft eine Gewinn-orientierte Zweck-Gemeinschaft zu machen, eventuell mit der Road-Map, die ich vorgezeichnet habe, dann kann aus dem "Problem" (Berlusconi) eine sehr segensreiche Einrichtung werden. Zuerst muss mit dem Irrglauben aufgeräumt werden, auf den sich Kanzlerin Merkel versteift hat, der Euro sei die Messlatte Europas, sei Europa. Andere wichtige Länder Europas, die zur EU gehören, haben den Euro nicht. Das dämliche Gequatsche der Kanzlerin degradiert diese Länder. Der "Euro-Klüngel" mobbt diese anderen Länder, schließt sie von Terminen aus etc. Die Hochstapelei der Kanzlerin mündete in einer meiner Kolumnen.

Geht man von der richtigen Feststellung Berlusconis aus, lässt sich die Währung Euro von Europa sogar trennen. Darin liegt die Chance, eine global wirksame, überregionale, allgemeine und übernationale Währung zu schaffen, die als global Player den Spekulationen der globalen Finanzmärkte Paroli bieten kann. Ich meine diese Trennung ähnlich wie die segensreiche Trennung von Kirche und Staat, nun die Trennung Klüngel-Staaten und Währung.

Wenn die oben gesehene Zweck-Gemeinschaft Wirklichkeit werden sollte, besteht kein Grund, den Euro auf Europäische Klüngel-Staaten zu beschränken. Dann könnten auch andere Länder der Erde beitreten. Vorausgesetzt, die inneren Finanz-Strukturen der Zweck-Gemeinschaft wurde in kluge Gesetze gegossen, die den freien Markt eher fördern als behindern. Zurzeit, unter "Anastasia" Merkel, werden Nicht-Euro-Staaten wie England andauern mit planwirtschaftlichen, kleinkarierten und politisch-kranken Anträgen, Vorschriften und arroganten Empfehlungen angegangen, die fast schon DDR-mäßig sind.

Der Gedanke einer Welt-Währung Euro, dem andere Länder der Erde beitreten können, würde das demokratische Europa als Garant marktwirtschaftlicher Vernunft ehren. Die Chance dazu besteht, weil Berlusconi recht hatte, "die einzige Währung auf der Welt ohne gemeinsame Regierung". Wunderbar! Dann hinterher auch die einzige Währung auf der Welt mit objektiver, übernationaler Vernunft. Dieser Gedanke wurde hier auf dem Internet-Schreibtisch vRhein zum ersten Mal geäußert, wenn ich mich recht umgeschaut habe, eigentlich wie immer, wie hier das meiste zum ersten Mal (liegt daran, dass ich Ereignisse oft instantan kommentiere, bevor andere reagieren).

Niemals in der Geschichte war Europa eine "feste Burg" wie Deutschland bei den Nazis. Das Britische Weltreich unter Königin Victoria, auch unter dem Einfluss ihres Cousins und Ehemannes Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, ist das beste Beispiel. Heute ist Europa dazu aufgerufen, Demokratie und vernünftigen Welthandel zu verbinden. Der Euro könnte somit zu einem "Weltreich" global-wirtschaftlicher Vernunft und Innovation avancieren. Noch diszipliniert er seine Kern-Mitglieds-Staaten. Geschieht es im Sinne der Merkel-Politik der Küngel-Staaten und Bestrafungs-Methoden, geht es schief. Gelingt dies eher in meinem Sinne durch Schulung, Vorbild und Bündelung europäischer Intelligenz, kann er an Bedeutung in der Welt gewinnen und verbindend wirken.

Fragen nach dem Sinn des Geldes Anmerkung1 lassen den Handel als die eigentlich wichtige Kraft erscheinen, die Real-Wirtschaft und den Handel mit Gütern, die gebraucht werden. Der Handel mit Geld in der Finanz-Welt muss ebenfalls an die Real-Wirtschaft "andocken" und darf die Casino-Spekulation nicht übertreiben, deren Betrugs-Charakter viel stärker profiliert werden muss als es bisher geschah. Gerichte, die sich mit solchen Fällen befassen, stehen erst am Anfang. Entsprechende Urteils-konforme Rahmen-Bedingungen warten auf internationale Akzeptanz. Nicht die Spekulation selbst, sondern der Betrug, der kriminelle Gehalt, die kriminelle Energie in ihr ist "WANTED dead or alive".

Geld und Euros entstehen nicht nur durch Kredit-Aufnahmen, wie manche Wissenschaftler und Experten glauben machen wollen, die den Zinses-Zins als zerstörerisch definieren, die vor sich den großen Knall sehen, ein "Reset", eine Total-Inflation oder eine neue Währungs-Reform. Geld als Tauschmittel entsteht durch Drucken und Prägen in einem vernünftigen, ausgewogenen Umfang, der einen Markt-Wert findet.

Das Andocken an die Real-Wirtschaft ist die herausragende Aufgabe einer Währungs-Union, die zu einer Handels- und Wirtschafts-Union wird. Darum muss sich der Euro für willige und geeignete Länder weltweit öffnen. Die Union muss bereit sein, auch Länder außerhalb Europas in die Währungs-Union aufzunehmen, weil dies die Logik einer globalen Handels-Union wäre. Wie gesagt: noch haben die Kern-Länder mit ihrem Staats-Schulden-Problem zu tun. Gelingt es ihnen, dieses Problem befriedigend zu lösen, nicht durch den großen Knall sondern durch Vernunft, dann wäre der nächste Schritt die globale Handels- und Wirtschafts-Union befreundeteter Länder mit einer einzigen Währung, dem Euro, ein "Commonwealth" des Euro aus Gründen der Vernunft und friedlicher Handels-Bereitschaft.


Anmerkung1

In der Sendung Beckmann "... Wie sicher ist unser Geld?" wurde Christian Gellerie vorgestellt, Erfinder einer Regionalwährung "Chiemgauer", seit 2003 in Umlauf; mit regionalen Kreisläufen für kleine Leute und Betriebe. Geld sei für den Menschen da, nicht umgekehrt; der "Chiemgaur wird an die reale Wirtschaft "angedockt". Inzwischen gibt es 3000 Verbraucher, 600 Unternehmen, 6 Millionen Umsatz 2011. Es funktioniert über kleine Kreisläufe, die dem Tauschhandel ähneln. Nach drei Monaten müssen 2 Prozent Verlust des Chiemgauers hingenommen werden, damit es im Umlauf bleibt, dem Geld "Beine gemacht wird".

Beckmann: "Es gibt 24 Regionalwährungen"; Gellerie hatte den Applaus von Prof. Franz Hörmann, Uni Wien. Meine Empfehlung:

Eigentlich gehörte Bernd Hückstädt in diese Runde, da er viel früher schon eine ähnliche Währung, den "gradido" eingeführt hat, der sich positiv animierend am Leben orientiert und es von vornherein honoriert, ein Vertrauens-Vorschuss an jeden Menschen, der dann auch kreativ wird. Auch der Gradido hat einen Wertverlust eingebaut, damit die Umlauf-Geschwindigkeit erhalten bleibt.

Solche Konzepte könnten Vorbild-Charakter haben, um eine Währung wieder dichter an die Real-Wirtschaft und den Menschen anzuschließen und sich des Geldes als Hilfs-Mittel des viel wichtigeren Handels zu erinnern.


Weiter 31/Okt/1Nov/2011

So als ob die europäische Schulden-Krise nun erledigt wäre, wechselte Kanzlerin Merkel überraschend zum Thema Mindest-Lohn, um Links-Wähler abzugreifen und der Opposition einmal mehr ein Thema förmlich weg zu nehmen. Der zaghafte Versuch von Managern der Hypo-Real-Estate, durch einen "Buchungs-Fehler" eben mal über 40 Milliarden Euro auf die "hohe Kante" zu legen und abzuwarten, ob es jemand merkt, ging voraus. Einen ähnlichen Coup versuchten Mitarbeiter oder Manager in Irland. Früher gab es "Post-Räuber", heute gibt es "Buchungs-Räuber". "Fehler" irgendwelcher Programme in PCs schaffen das Alibi. Hat nicht geklappt. Merkel meint nun, deswegen Geld in die Hand nehmen zu können, ehe andere auf die Idee kommen, ihre Finger nach einem Teil der gut 40 Milliarden unerwarteten Euro in der Staatskasse auszustrecken. Womit lassen sich die meisten Wähler-Stimmen gewinnen? Mit dem auf die lange Bank geschobenen Mindestlohn. Die Tarif-Partner werden einbezogen, sodass ein imperatives Gesetz vermieden werden kann.

Am 19/21/Oktober/2010 hatte ich einen Mindest-Lohn von 7,50 € eingefordert. Ein Jahr ist es nun her. Selbstverständlich war dies keineswegs ausschlaggebend. Interessant für mich ist es dennoch. Die Forderung war der Schluss meiner lang anhaltenden Kritik an Hartz IV, da Menschen durch Ämter vielfach wie Untermenschen behandelt wurden. Ich sah in der Praxis einen Widerspruch zum Grundgesetz, das die Würde des Menschen als unantastbar beschreibt. Sie wurde angetastet, und wie! Missbrauch von Sozial-Leistungen waren die eine Sache, die andere war die Verletzung der Würde unterer Schichten, da wo Menschen zum Teil ohne eigenes Verschulden in finanzielle Not gerieten. Meine Kritik zog sich wie ein roter Faden durch die Jahre. Wenn jetzt Wirtschafts-Bosse gegen den Mindestlohn argumentieren, stellen sie sich außerhalb des Grund-Gesetzes.

Mein Internet-Schreibtisch gilt als unabhängiger und unbestechlicher Thinktank für nachhaltige Orientierung. Ich könnte ihn nicht kommerzialisieren, ohne ihm die furchtlose Schlagkraft zu nehmen. Mit meiner laufenden Arbeit bedanke ich mich für mein Promotions-Stipendium. Gleichsam "väterlich" gewährte mir die Studienstiftung noch einen "Nachschlag" von einem Jahr, sodass ich abschließen konnte, schriftlich mit "summa", mündlich mit "cum laude", was ich gar nicht verdient hatte, muss ich gestehen.


Weiter/2Nov/2011

Papandreou will eine Volks-Abstimmung über die "Rettung" seines Landes, weil die Entmündigung Griechenland durch die Euro-Retter Merkels zu weit ging und ein begleitender "Marshall-Plan" zur Ankurbelung der Wirtschaft gefehlt hat. Ein Szenario wird akut, das ich 25 Jun 2011 01:08 beschrieben hatte. Mir ging es um den Stolz Griechenlands. Papandreou überraschte alle, nur meinen Internet-Schreibtisch nicht - wieder auf den Beweis klicken, bitte!

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